Kritik von Saatgut Austria
- Anwendung des Gentechnikrechts sollte sich aus der Methode und der Art der Veränderung in der Pflanze ergeben
- Pauschale Unterwerfung der neuen Züchtungsmethoden unter die GVO-Richtlinie entspricht nicht der Einschätzung der Wissenschaft und ist in der Sache falsch
- Durch die Einstufung als GVO stehen die Techniken den kleinen und mittelständischen Pflanzenzüchtern in Österreich und Europa aus wirtschaftlichen Gründen und hier v.a. aufgrund der langwierigen und kostenintensiven Zulassungsprozesse nicht zur Verfügung
- Dadurch entsteht den kleinen und mittelständischen Züchtern ein Wettbewerbsnachteil
- Das beschleunigt den Konsolidierungsprozess in der Züchtungsbranche weiter
- Umsatzeinbußen führen in der Folge zur Einstellung von Züchtungs- und Forschungsprogrammen, zur Abwanderung von Unternehmen sowie zum Verlust von Arbeitsplätzen
- Landwirtschaft hat durch Sortenpatentierungen mit höheren Kosten und sinkender Vielfalt zu rechnen, denn mit den heimischen Züchtern werden auch regionale und flächenmäßig weniger bedeutende Sorten bald verschwunden sein
Saatgut Austria begrüßt daher die Veröffentlichung der Studie der EU-Kommission zu den neuen Züchtungsmethoden und die Initiative, einen Dialog mit den Mitgliedsstaaten, dem Europäischen Parlament und weiteren Stakeholdern zu starten. Die Studie zeigt, dass die neuen Züchtungsmethoden einen Beitrag zur Erreichung der Ziele des Green Deals leisten und damit zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem beitragen können. Gleichzeitig stellt die Studie fest, dass die derzeitige GVO-Gesetzgebung aus dem Jahr 2001 nicht mehr zur rechtlichen Einschätzung dieser Methoden geeignet ist.
Vorteile der neuen Züchtungsmethoden wären:
- Erreichung verschiedener Zuchtziele: Derzeit liegt ein Schwerpunkt bei der Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, einer verbesserten Nährstoffaufnahme und Stresstoleranz, insbesondere gegen Hitze und Trockenheit. Damit verbunden wäre auch ein reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
- deutlich beschleunigter Züchtungsprozess
- Ressourcen werden geschont
- Höhere Wirtschaftlichkeit für Züchtungsbetriebe
- Gesellschaft: verbesserte ernährungsphysiologische Eigenschaften, Entfernung von Allergenen etc.
- Große Chance für Bio-Landwirtschaft: Der Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau in der Schweiz, Urs Niggli, erkennt in Crispr/Cas9 sogar eine Möglichkeit für den Biolandbau. Durch Resistenzen könnte der Ertrag auch ohne Pflanzenschutzmittel steigen.